Ideale fürs Leben
Hast du dir vorgenommen, sparsam zu leben und immer achtsam mit den Ressourcen umzugehen? Das ist gut. Nach einer Weile der Anstrengung und Disziplin wird es dir zur Gewohnheit werden und in Fleisch und Blut übergehen. Aber was geschieht, wenn du dann mal ein grosses Jubiläum feierst und dich mal so richtig verwöhnen lassen solltest? Dir passiert vermutlich, was ich an alten Leuten beobachten konnte, die immer sparen mussten: Sie sind unfähig, Geld einmal fliessen zu lassen, sich etwas zu gönnen und die gegenteilige Seite zu leben.
Nimmst du dir vor, zu allen Menschen freundlich zu sein, könnte es sein, dass du in die Falle des Verrats und der Ausbeutung hineintappst.
Ist dein Ideal nur dir selber zu gehorchen, wirst du an der Möglichkeit scheitern, von einem Menschen gefördert zu werden, indem du dich von ihm führen lässt. Und umgekehrt wirst du sehr schnell an Menschengefallen verkrüppeln, wenn dein Ideal Gehorsam und Unterordnung ist.
Also Ideale können nicht zum Leben führen. Sie sind starr und werden zur Begrenzung. Nur Lebendiges kann zu Leben führen… Vielleicht unsere Seele. Ach, sie ist ein schlechter Berater, so wankelmütig, sprunghaft und beeinflussbar wie sie ist!
Unser Intellekt - oh, der ist geprägt durch Lehren und Erziehung und so manipulierbar. Wie soll daraus echte Weisheit fliessen? Er schöpft aus Erfahrung, also Vergangenem - wie soll da eine grössere, höhere Vision daraus entstehen können? Da bleibt nur noch der Geist des Lebens selbst - der Leben schafft und erhält. Er lehrt uns die Weite, weiter als das Gegenwärtige und grösser als unsere Vorstellung! Zu tiefst lebensbejahend liebt er es zu wecken, zu inspirieren, zu küssen, zu weiten, hervorzulocken, zu ermutigen, zu trösten, zu nähren und durch jedes Individuum ein anderes zu inspirieren, um Neues anzustossen.
Er lehrt mich gleichwohl zu teilen, wie auch meinen Besitz zu hüten und zu pflegen. Er zeigt mir Strategien und lehrt mich Ziele zu verfolgen, aber trainiert mich gleichzeitig sofort eine spontane Kehrtwende zu machen und meinen Plan aufzugeben gemäss seinem Impuls. Er beflügelt mich frei herauszusprechen - wenn es sein muss vor vielen Leuten - aber auch still und aufmerksam zuzuhören, um in die Tiefen eines andern vorzudringen. Ich lerne Einsamkeit zu geniessen und mich unter Menschen glücklich zu bewegen. Er lehrt Ernsthaftigkeit und Humor, Regeln halten und Regeln brechen, mich führen lassen und das Ruder selbst in die Hand nehmen, verschwenderisch sein und verzichten, hinnehmen, aushalten und auch mich widersetzen und kämpfen - aber alles zu seiner Zeit.
Intensives, reiches Leben ist die Freiheit, Vielfalt umarmen zu können. Ein erfülltes Leben ist im Jetzt die Führung Gottes zu erkennen und sich ihr hinzugeben.