Nicht warten
Ich fühle mich überfordert. Jetzt nervt alles nur noch. Ich bräuchte eine Woche Ferien, aber die hab ich nicht. Zu spät, sich zu wüschen, besser geplant zu haben.
Meine Arbeitskollegin verhält sich falsch, schon seit Monaten läuft es nicht gut. Mein Gemütszustand lässt schon fast nicht mehr ein konstruktives Gespräch zu - zu spät reagiert.
Mein Partner zieht sein Ding durch ohne mit mir zu kommunizieren. Ich habe es Jahre geschehen lassen und gehofft, es würde sich eines Tages ändern. Aber jetzt ist alles so eingespielt - zu spät, auf Gehör und Verständnis zu stossen.
Die Diagnose des Arztes ist allarmierend. Ich wusste, ich sollte mein Gewohnheiten ändern und meinen Körper nicht ignorieren. Aber jetzt ist es zu spät.
Das erste Signal habe ich übersehen, das zweite überspielt, das dritte verdrängt. Und dann, erst wenn es richtig ungemütlich oder gar schmerzhaft wird, frage ich mich, warum ich nicht früher reagiert und gehandelt habe. Dann wenn es schon fast oder gar ganz zu spät ist, wenn der Bogen gebrochen ist, weil die Spannung zu gross wurde.
Ohne Sensibilität überfahren wir uns selber. Ohne die Time-outs, in denen wir in uns gehen, werden die Anzeichen vom Alltagslärm übertönt. Wir brauchen den Stopp, um unseren Zustand zu checken. Wir brauchen den festen Entschluss, wachsam zu sein und hinzuhören und -zusehen. Es liegt in unserer Hand.