Generationen
Der Generationenkonflikt gibt es, seit Menschen existieren. Dass es eine so enge Verbindung gibt zwischen zwei Individuen, in der der eine mächtig, der andere schwach; der eine erfahren, der andere jung; der eine überlegen, der andere unterlegen, ja abhängig ist und sogar aus dem Leben des andern hervorgebracht wurde, ist eine extreme Situation. Wie soll das eine Beziehung werden oder eine Freundschaft?
Da geht in den Herzen so einiges ab: Macht auf der einen Seite, Rebellion auf der anderen Seite.
Mütter und Väter durchleben eine besondere Herausforderung: Sie lernen in Ablehnung geduldig zu warten, bis der Moment der Begegnung möglich ist. Sie lernen zu lieben, ohne geliebt zu werden. Lernen Opfer zu bringen für eine Beziehung, die in Brüche gehen könnte; lernen, in Spannungen auszuharren, bis Veränderung heranreift.
Grössere Kinder lernen das Bewusstsein der eigenen Abhängig auszuhalten – das geschieht nicht ohne innere Kämpfe und entsteht mit den Jahren. Kinder lernen Dankbarkeit und Wertschätzung ihren Eltern gegenüber – ein Stück Demut.
Interessant, dass die meisten Menschen beide Rollen durchleben müssen. Es erscheint mir, als würde uns Gott erklären wollen, was es braucht, dass eine Freundschaft in grosser Ungleichheit entstehen kann: So wie er als Allmächtiger uns weit überlegen ist, aber mit uns eine Freundschaft aufbauen will - trotz der riesigen Differenz. Und was hier auch ersichtlich wird: Es braucht ein Opfer des Überlegenen.