Nacht
Auch ich gehe nicht gerne schlafen. Man möchte den Tag bis an die äusserste Faser leben und geniessen. Jede Nacht zwingt uns, loszulassen, uns abzulösen von den Dingen des Tages. Manche mögen den Prozess so ungern, dass sie sich mit einem Betäubungsmittel ablenken: Lesen, bis ihnen das Buch aus der Hand fällt oder trinken ihr tägliches Glas Wein oder schlafen vor dem Fernseher ein u.a.
Der Rhythmus von Tag und Nacht ermöglicht es bzw. zwingt uns dazu, dass wir den nächsten Tag neu beginnen, neu an die Dinge herangehen und uns neu orientieren. Eigentlich sollten wir diese Lücke im Streben, diesen Leerraum, dieses Ruhen geniessen lernen und im Bett die Ablösung bewusst vollziehen. Es fühlt sich gut an, dass die Welt nicht hinter uns zusammenfällt, wenn wir uns von ihr distanzieren. Das macht uns frei.