Abendruhe
Jeder Tag hat seine Geschichte mit Lust und Frust. Wir spüren, wenn uns Dinge anhängen wie Harz an den Fingern. Ein Missverständnis, eine unüberlegte Bemerkung, ein Seitenhieb, eine wiederkehrende Begegnung von Druck, Kontrolle, Demütigung.
Manchmal sind es wir selbst, die uns den Tag verbittern: Schlechte Laune, verpasste Chancen, übergangene Vorsätze, mangelnde Disziplin, Schwäche. In der Abendruhe schälen sich in unserer Erinnerung Ereignisse verbunden mit unseren Emotionen wie Skulpturen aus der Landschaft des Tages heraus. Sie geben unserem Leben die Gestalt und formen unser Sein - im Guten wie im Schlechten.
Die Abendruhe gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken: Wurde ich verletzt? Habe ich oder haben andere Schuld auf sich geladen? Hat sich ein Druck aufgebaut oder hat sich Bitterkeit breit gemacht, Enttäuschung oder Ärger, Eifersucht oder Angst oder Ohnmacht?
Vergeben - sich und andern - ist die tägliche Dusche, die wir brauchen um unser Herz empfindsam zu halten; Vertrauen fassen ist die Trainingsübung, in der wir Lasten und Druck immer wieder loswerden können, um beweglich zu bleiben. Es gibt eben Dinge, die sollten wir täglich tun, damit unser Herz nicht rostet, nicht verkalkt. Lass nicht die Sonne über deinem Frust untergehen!