Gewohnheit
Als ich jung war, missfiel mir der Alltagstrott und die Monotonie, die ich bei meiner Elterngeneration beobachtete. Ich schwor mir, mich aktiv gegen die Wiederholungen zu wehren. So tauschte ich z.B. fast täglich die Bettseite mit meinem Mann, Kochen und Wäsche war immer ein organisches Miteinander, fixe Arbeitsteilung mieden wir.
Ich muss gestehen, dass mein Schlafplatz nun seit Jahren auf der gleichen Seite ist, einfach weil sonst mein Lesestoff immer gezügelt werden muss, und auch ich in die klassische Mutterrolle fiel und die Arbeitsteilung ganz natürlich seinen Lauf nahm mit Gebären und Stillen etc. Und ich bin versöhnt damit, den Kampf dagegen habe ich aufgegeben - nicht aus frustrierter Resignation, sondern aus einer anderen Perspektive und Wertung.
Da ich mich sehr ernstgenommen fühle, angehört und unterstützt, sind mir die kleinen Nebensächlichkeiten nicht mehr wichtig. Gewohnheit bringt eine Ruhe in den Alltag, die ich zu schätzen begonnen habe. Andererseits ist mir heute wichtig, immer wieder aufzubrechen in neue Herausforderungen in Arbeit, Beziehungen und Verantwortung, damit mein Wachstum nicht aufhört.