Benachteiligtes Ja
Benachteiligtes Ja
Jede Anfrage und Möglichkeit prüfen wir. Wenn wir darauf eingehen wollen, entscheiden wir uns für ein Ja. Wenn nicht, ist es ein Nein. Und wenn wir unsicher sind, handeln wir nicht und es ist auch ein Nein. Jede Veränderung muss diese Hürde einer vollen Zustimmung überwinden, jedoch der Status Quo bleibt bei Unentschiedenheit ganz selbstverständlich bestehen.
Daraus folgt die Tendenz, der Träge und Starre. Der Ist-Zustand muss sich nicht behaupten und beweisen und wird erst in Frage gestellt, wenn eine andere Möglichkeit ruft. Hier finden wir den Grund, warum wir so viel Gutes verpassen. Lasst uns bei neuen Möglichkeiten so lange ringen, bis wir ein klares Nein haben und zwischendurch auch mal die etablierten Dinge auf den Prüfstein legen.
Entscheiden - Disziplin des Herzens 2017
Entscheidungen treffen ist eine Fähigkeit, die mit der wachsenden Zahl der Möglichkeiten nicht einfacher geworden ist. Partnerwahl, Berufswahl, Wohnungsort etc. Je grösser die Erwartung auf einem Entscheid liegt, desto schwieriger die Wahl. Oft genug bleibt der Prozess da stecken, wo äussere Umstände schon in eine Richtung ziehen. Die Willenskraft unterliegt dem Weg des geringsten Widerstandes.
Entscheidungsfähigkeit ist ein direktes Indiz für unsere Mündigkeit. Darum ist es hilfreich, über Entscheidungsprozesse nachzudenken.
Die Auswahlmöglichkeiten sind heute oft so unermesslich, dass es eine Vorsortierung braucht von Möglichkeitstypen, um die Vielfalt überschaubar zu machen. Das ist heute ein zusätzlicher, bewusster gedanklicher Zwischenschritt. Es ist verwirren, wenn wir nur schon ein Produkt googeln und uns vor Alternativen kaum retten können.
Wenn wir die Grundmöglichkeiten erfasst haben, werden wir einige davon ohne Zögern verwerfen. Es bleibt aber immer noch eine beträchtliche Zahl übrig. Nun heisst es: Sich mit den einzelnen auseinanderzusetzen. In Gedanken wählen wir virtuell jede Möglichkeit aus und versuchten die Folgen auf unser Leben abzuschätzen. Das braucht Zeit und vielleicht ein Blatt Papier mit Stift - eine Hausaufgabe. Dieser Prozess braucht eine Loslösung von den emotionalen Vorlieben oder bereits eingeschlichenen Gewöhnungen. Ein echtes Prüfen braucht Distanz und Ehrlichkeit, um eine realistische Bewertung zu erhalten.
Dann erst ist eine Wahl und Entscheidungsfindung möglich, in dem wir Vor- und Nachteile priorisieren. Hier kommt ein Gefühl der Freiheit und Leichtigkeit in den Prozess hinein, in dem wir uns willensstark und handlungsfähig erleben. Alte Gespenster fliegen auf, Illusionen knallen auf den Boden und die beständigen Werte beginnen zu glänzen und kristallisieren sich hervor. Es ist wohltuend und eine Belohnung, hier angekommen zu sein. Hier legt sich dann auch der Frieden hinein, weil Klarheit entstanden ist.
In dieser Klarheit wird auch der Mut gefunden, die vielleicht tausend anderen Möglichkeiten abzulehnen, zugunsten der einen Entscheidung, auf der wir nun aufbauen.