Opfer
- danielabaer
- 1. Mai 2018
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Ein Opfer durchläuft auf dem Weg zur Wiederherstellung zwei sehr unterschiedliche Phasen. Am Anfang ist der Zustand geprägt von Schmerz, Ohnmacht und Hilflosigkeit. In diesem Gefühl von Schwäche sind wir demütig und nehmen Hilfe dankbar an. Wir sind offen und empfänglich, erfahren Trost und Fürsorge und werden darin aufgebaut und gestärkt.
Unser Wille und unser Ich-Gefühl nimmt zu, und nun stehen wir im Geist vor der Tat und sind plötzlich fähig, uns zu wehren und uns zu rächen. In diesem Moment ist die grosse Frage, ob wir uns auf das zerstörerische Gefühl der Rache einlassen und diesen Quell von Kraft in uns aufrechterhalten oder der Disziplin einer Versöhnung nachgehen - meistens zuerst der Versöhnung mit Gott und den Verantwortlichen, weil sie die Tat nicht verhindert haben, dann aber auch Versöhnung mit dem eigenen Lebensweg, der nicht mehr geändert werden kann. Und zuletzt der Vergebung des Täters.
Wenn sich in uns Rache bemerkbar macht, heisst das, dass unsere Seele aufgestanden ist und unser Wille nicht mehr gebrochen ist - ein gutes Zeichen. Das heisst aber auch, dass wir wieder fähig sind, zu Handeln, Verantwortung zu übernehmen und unsere Entscheidung zum Richtigen zu fällen.